Spassprojekt: Kann man mit GEOS heute noch arbeiten?

Heute mal ein kleines Spassprojekt: Kann man mit GEOS auf dem C=64 heute noch sinnvoll arbeiten?

Einleitung

GEOS, das Graphics Environment Operating System war mehr als nur eine grafische Oberfläche für den "Brotkasten", wie der C=64 genannt wurde. Es war ein komplettes Betriebssystem das mit der Maus (oder einem Joystick) bedient werden konnte und komplett grafisch zu nutzen war. 

Das System verstand sich sogar auf ein Pseudo Multitasking und reizte die 64 Kilobyte des C=64s bis an seine Grenzen aus. 

Daneben brachte es Bitmap-Schriften, eine What-you-see-is-what-you-get Textverarbeitung und ein Malprogramm mit. Später gab es eine Tabellenkalkulation, eine einfache Datenbank, ein Programm um Charts zu erstellen und sogar ein DTP-Programm. Einige unabhängige Entwickler entwickelten eigene Programme, die unter GEOS liefen. 

Für 1986 - 1989 bot GEOS eine ganze Menge, und es konnte mit den meisten von Commodore angebotenen Erweiterungen arbeiten. 

Die Challenge

Ich werde versuchen, die wichtigsten Aufgaben von heute unter GEOS anzugehen, und ihr dürft mich dabei begleiten.

1. Disketten und Dateien verwalten

Sobald GEOS gestartet ist, zeigt GEOS in einem Zentralen Fenster das aktuelle Laufwerk an. Rechts daneben befinden sich die angeschlossenen Laufwerke, ich habe mit Vice ein für damalige Zeit recht umfangreiches Setup mit 2 Diskettenlaufwerken Typ 1541 II und eine Ramdisk. Eine Ramdisk hatte ich damals schon, aber nur ein Laufwerk. 

Am unteren rechten Rand ist ein Papierkorb, der ähnlich funktioniert wie die Papierkorb heute. 

2. Schreiben

Eine wichtige Aufgabe früher war für mich das Schreiben von Text. GEOS bringt dazu eine recht komfortable (für 1988) Textverarbeitung mit. Natürlich kann sie in Sachen Komfort heutigen Programmen nicht das Wasser reichen, doch für die damalige Zeit reichten die Möglichkeiten aus. 

Neben dem Hauseigenen GeoWrite gab es noch eine weitere Textverarbeitung, Writer 64, den ich bei Gelegenheit auch testen will. 

Bilder aus dem hauseigenen GeoPaint konnten eingefügt werden. Komplexe Seitenlayouts sind aber nicht möglich, nur DIN A4 war möglich. Je nachdem welche Schriftarten man auf seiner Diskette hatte, konnte man verschiedene Schriften und Stile nutzen. Schriftgrößen konnte man allerdings nur im Rahmen der Schriften einstellen. Es handelte sich um Bitmapschriften, nicht um Vektorschriften, wie es heute üblich ist. 

3. Malen

GeoPaint war das Malprogramm unter GEOS. Nach dem Start glaubt man an MacPaint. Das Programm konnte mit 16 Farben malen, verschiedene Muster, mit verschiedenen Werkzeugen, wie Rechtecken, Linien, Kreise, Text in allen Schriftarten, die auf der Diskette sind. 

Die einzige Einschränkung ist die, das jede Farben mindestens in einem Umkreis von 8 Pixeln gehalten werden. 

4. Kalkulation und Charts

Eine der wichtigsten Anwendungen auf dem PC ist die Tabellenkalkulation. Mit GeoCalc hat Berkeley Softworks 1987 eine Tabellenkalkulation und mit GeoChart ein Programm, um aus den Tabellen Charts zu erstellen. Leider funktioniert GeoCalc nicht unter Vice.

5. Programmierung mit GeoBasic

Die Programmierung für GEOS war bis auf weiteres auf Assembler beschränkt. Mit dem GeoProgrammer gab es einen Assembler, doch kurz vor dem Ende der GEOS-Ära tauchte GeoBasic auf. GeoBasic war zwar buggy aber man konnte jetzt in einer Hochsprache programmieren. 

Menüs und Eingabe sahen anders aus, als von GEOS propagiert, es brachte einen Icon-Editor, einen Menü-Editor und einen Dialog-Editor mit. 

6. GeoProgrammer

Vor GeoBasic musste man GEOS Programme mit Assembler verwenden. GeoProgrammer war ein Programm um mit GeoWrite (!) erstellten Quellcode in Maschinensprache zu übersetzen. 

7. Sonstige Programme

In der Hochzeit von GEOS gab es diverse kleine oder größere Programme, welche die vorhandenen GEOS-Applikationen ergänzten und erweiterten. GeoSpell, als Rechtschreibprüfung (nur Englisch), GeoFile, eine einfache Datenbank, ein besserer Karteikasten, diverse Helferlein oder Desktop Accessories, die in einer Art Pseudo Multitasking neben den Programmen laufen konnten. 

In Deutschland gab es sogar mit dem GEOS User Club eine Vereinigung für GEOS-Benutzer. 

8. Fazit

GEOS hat seinerzeit den kleinen "Brotkasten" bis ins letzte ausgereizt und eine raffinierte Benutzeroberfläche geboten. In Zeiten wo der große Teil der Arbeit am Ende auf dem Papier landete, war GEOS nützlich und hat mir auch sehr viel Spaß gemacht. 

Heute überwiegen allerdings die Nachteile: Wenig Möglichkeiten, Daten auszutauschen, da die meisten Dokumente nicht von anderen Programmen gelesen werden können, Vice beherrscht keinen Druck, und natürlich kein Internet, also keine E-Mail, kein Web, kein Chat, also die Werkzeuge des modernen Büros fehlen. 

Ich würde daher sagen: Retro, aber leider nicht mehr für den täglichen Gebrauch.